2015-04-15 07.09.00Die An- und Abreise könnte man meinetwegen streichen. Beamen oder Schnipsen wäre mir deutlich lieber. Die Flugzeiten sind immer grauslich. Diesmal führte es zu einer Nacht komplett ohne Schlaf, und aus dem Alter bin ich leider raus, wo ich das mit links wegstecke.

Um 1 Uhr in der Nacht kam das Taxi. Die Hoffnung, vorher wenigstens noch 2-3 Stunden schlafen zu können, war trügerisch. Erstens dauerte ein spannender Film bis kurz vor 23 Uhr, anschließend sprang ich alle 10 Minuten von der Couch, weil mir noch was einfiel oder ich nervös aufs Klo musste.

Am Flughafen checkte ich wohl als erste ein, keine lange Warteschlange vor mir und gottlob eine gutgelaunte Mitarbeiterin am Check in. Denn obwohl mein Koffer zu Hause noch 20,30 Kilo wog, wog er nun deutlich über 21 Kilo. Doch sie drückte ein Auge zu. Früher durfte man ab 4 Wochen 10 Kilo mehr mitnehmen, das wurde irgendwann mal rigoros gestrichen. Und ich fliege für 6 Wochen…

Nun denn, erste Hürde also geschafft.
Nächste: das Durchleuchtungsprogramm. Nicht nur musste ich wie immer mein Laptop auspacken, nein, er wollte auch all den anderen Kram aus dem Laptop-Rucksack sehen. Und fragte mich dann fassungslos, was ich denn mit all dem Elektronik-Kram wolle. Ich packe immer alles Kabelzeugs und Festplatten etc. in den Rucksack, weil man den zusätzlich zum Handgepäck mitnehmen darf.
Ich sagte, dass ich Bücher schreibe und Online-Seminare mache. Ja, wo denn?
Und so entspann sich ein nettes Gespräch und zum Schluss musste ich ihm meinen Urlausort aufschreiben, von dem ich so schwärmte. Er war nämlich Türke.

Im Flugzeug hätte ich zum ersten Mal im Leben wirklich einschlafen können. Ich war so müde, dass ich merkte, wie mein Kopf nach unten schnuckte. Aber neben mir auf der anderen Seite des Ganges saß ein Mann, der sich permanent mit einem Mann vor ihm und vor mir unterhielt, mit der lautesten Stimme. Jeder Furz-Gedanke, der ihm durch den Kopf schoß, wurde lautstark geäußert. Ich hätte ihn erwürgen mögen.

Flughafen AntalyaIn Antalya dann angekommen, kam mein Koffer fast als letzter, ich war schon wieder kurz vorm Herzinfarkt. Schließlich kam er, es fehlte lediglich einer der beiden Koffergurte. Das würde ich verschmerzen.

Da ich mich ja inzwischen seit meinem Mut-Muskel-Training auskenne, besorgte ich mir eine Karre für mein ganzes Bleigepäck. Denn neben Koffer und Laptoprucksack hatte ich eine Handgepäck-Tasche voller Bücher und Papier für die Seminare und meine Arbeit, die ich nach den zwei Wochen Urlaub dort anfangen. Und inzwischen noch eine vierte Tasche mit all den Klamotten, die ich am Flughafen erst mal vom Leibe riss, weil die Temperaturen doch deutlich höher sind als bei uns.

[Tweet „Das #Mut-Muskel-Training geht weiter – Abenteuerliche Reise in die Türkei“]

Also alles auf dem Kofferwagen und ab nach rechts zur Bushaltestelle für die Fahrt zum Busbahnhof. Ich wusste, dass es ziemlich weit zum Schleppen war. Doch nun? Zack, stand ich kurz drauf vor einem Zaun. Verdammt, ich war in einem anderen Terminal gelandet. Ich fragte eine Security-Dame und sie zeigte in eine Richtung. Diesmal war die Haltestelle also ganz nah. Wann der  Bus denn käme, wusste niemand. Aber nach 15 Minuten kam er und ich erwischte einen guten Platz, vor dem genug Platz war für Koffer und Taschen.

Die nächste Station war dann der andere Terminal und der Bus wurde voll. Alle knallten ihre Koffer vor mich, zum Teil aufrecht auf Rollen stehend – und bei der nächsten Kurve rollte die ganze Chause Richtung Tür. Mir egal.

Am Busbahnhof wusste ich auch, wo es weitergeht. Also mit dem ganzen Geraffel dorthin gezerrt und an den Schalter. Nein, diesmal gibt’s die Tickets im Bus. Auch Recht. Ein Mann (der Fahrer) schnappte sich meinen Koffer und packte ihn in den Bus. Ich mit meinem Püngel hinterher und ein  Einzelplatz an der Tür. Zwar mit einem Vorsprung rechts für die Tür und etwas eng, aber besser mit Sicht als auf die Vorlehne zu starren, dann wird mir schlecht.

Die Fahrt mit dem Dolmuş glich einer Schneckenfahrt. Die ersten Kilometer fuhr er höchstens 30 und hielt und hupte an jedem Baum, in der Hoffnung, es kämen noch weitere Fahrgäste hinzu.

Nachdem wir dann eine Stunde durch Antalya und weiter geschlichen waren, bretterte er die letzte halbe Stunde plötzlich los, so dass ich mich festhalten musste. Trotz neugebauter Straße hatte ich den Eindruck, es gibt mehr Kurven. In der Zeit entspann sich auf dem Sitz links neben mir ein Drama. Eine junge Frau hatte ihren Ring verloren. Womöglich den Ehering? Es folgte unsystematisches Suchen auf ihren zwei Sitzen, unter ihrem Sitz, erst auf Nachfrage schauten auch die vor und hinter ihr unter ihre Sitze. Dreimal kramte sie ihre Tasche aus, dazwischen hektische Telefonate übers Handy.

Mitten im Drama fragte dann der Fahrer irgendwas, aber ich verstand immerhin „Çıralı“ und rief: „Evet, Çıralı“ und schnappte meinen Kram. Er holte hinten den Koffer raus und erst jetzt sagte er mir auf Nachfrage, was ich zu zahlen hätte.

Über die große Straße zur Abzweigung nach Çıralı und schon kam mir der Dolmuş- Fahrer freudig entgegen. „Hoş geldin! Herzlich Willkommen!“ und wollte mein Gepäck einladen. Aus den Erfahrungen der letzten zwei #MuMuT-Aktionen wusste ich aber, dass jetzt im Leben nicht so bald andere Fahrgäste kämen und ich entweder stundenlang warten müsste oder quasi Taxi-Geld bezahlen müsste. Nein, danke, schleppte ich mich die Straße einige Anstandsmeter weiter. Er rief mir noch hinterher, dass ich für ein Taxi noch 5 TL mehr zahlen müsste. „Taxi yok!“ rief ich und streckte den Daumen raus, da gerade ein Auto um die Ecke bog.

Und wie immer hielt gleich das erste Auto, zwei Männer, einer stieg aus, packte meinen Kram rein, der andere stellte seinen Koffer von der Rückbank hochkant, so dass ich komfortabel sitzen konnte. Ich war entzückt.

Sie sprachen zwar die ganze Fahrt kein Wort, auch miteinander kaum, und packten mir genauso muffig mein Gepäck wieder aus, als wir im Ort ankamen, aber ich war hocherfreut.

2015-04-16 08.43.54So schob ich also die letzte Strecke, den kleinen Weg zum Hotel entlang. Nach ein paar Metern sah ich das neue Restaurant von Rabia (hatte ich schon über Facebook mitbekommen) und Shaban, ihr Mann winkte mir fröhlich und begrüßte mich. Ich wusste schon vom letzten Mal, dass er mir nicht beim Schleppen helfen würde, aber immerhin hat er wohl Ahmet angerufen, meinen Pensionswirt. Der kam mir dann die letzten Meter entgegen. Herzlich, strahlen, freundlich. Mit neuen kurzen Haaren und einer gesunden Haut, die er gleich stolz präsentierte. Er hatte die letzten Jahre immer heftigere helle Flecken im Gesicht gehabt und im Herbst dann eine merkwürdige (aber wohl vom Arzt empfohlene?) Therapie gemacht. Sich mit irgendwas eingeschmiert und mittags in die Sonne gelegt. Scheint funktioniert zu haben.

FamilieJa, und im Hotelgarten saß dann fast die ganze Familie. Ich bilde mir nun nicht ein, dass sie alle zu meinem Empfang da saßen (ich bin der einzige Gast :-), aber es freute mich trotzdem.
Ahmet und Münevver, meine Pensionswirte, ihre Schwester Rabia und ihre andere Schwester und Mann, dann noch die Brüder Zia und Derya. Also volles Haus. Fast die ganze Familie von Münevver ist über Çıralı verteilt und haben Pensionen, Bungalows oder Restaurant.

Mein ganzer Krempel, den ich immer hier lasse, stand schon im Zimmer, ebenso mein Tisch auf dem Balkon. Ganz vorzüglicher Service.
Und zur Begrüßung bekam ich dann frisch gepressten Orangensaft und selbstgebackene Kekse. Mmmm. Ohne Frühstück hätte ich zwar lieber erst mal was Herzhaftes gegessen, aber mir war klar, dass ich das nicht ablehnen konnte. Und es schmeckte ja auch köstlich.

Und bevor ich irgendwas auspackte und räumte, legte ich mich erst mal in die Hängematte nach dieser schlaflosen Nacht.

Hängematte