Kreativ-WalkTheorien sind schön und gut, am meisten lerne ich allerdings durch eigene Erfahrungen. Letzten Sonntag hatte ich wieder so ein Glühbirnen-Erlebnis (= Erkenntnis).

Zuerst erzähle ich die konkrete Story, danach geht es aber darum, wie man diese Erkenntnis auf den Alltag übertragen kann.

Der konkrete Anlass

Hier also erst mal die Geschichte.

Ich habe mir ja vor einigen Monaten vorgenommen, jeden Sonntag wandern zu gehen und habe es auch fast immer umgesetzt.

Diesen Sonntag nun war grauer Himmel und mehrere Schauern vorhergesagt. Ich habe spät gefrühstückt und hatte eine heftige Woche hinter mir. Daher war ich also kurz versucht, zu Hause zu bleiben und mir einen „gemütlichen Tag“ zu machen, mal ganz ohne Termine und Arbeit.

Gleichzeitig weiß ich aber, dass fast nichts so aufbauend und wohltuend für mich ist wie wandern. Doch die Vorstellung, womöglich stundenlang durch Regen zu laufen schreckte mich in dieser Verfassung doch etwas ab.

Kreative Lösung

Und da kam mir eine kreative Lösung:

Die Wanderung dauert normalerweise ohne Pausen 4 Stunden.
Nun kam ich auf die Idee, den Wagen in Wahlscheid zu parken und von da aus den Bauernhof-Weg rückwärts zu gehen. Bis zur Gammersbacher Mühle – und dann einfach wieder zurück.

Das hatte mehrere Vorteile:

  1. Insgesamt würde der Weg dadurch kürzer.
    2. Ich hatte so vor allem die für mich schönsten Wegstrecken mit Weitblick integriert.
    3. Sollte das Wetter extrem schlecht werden, könnte ich jederzeit umkehren und es wäre auf jeden Fall nicht so weit.

Das heißt, es war eine sehr flexible Lösung, die mich auf gar nichts festlegte. Ich konnte in jeder Minute entscheiden, ob ich abkürze und umkehre oder weiter gehe.

[Tweet „Kreative Lösungen können oft ganz einfach sein – wenn man ein wenig das gewohnte Denken verlässt. Und zum Beispiel von hinten anfängt…“]

Ziel WandernDas senkte also die Hürde und steigerte schlagartig meine Motivation. Ich war nicht festgelegt, sondern hatte Auswege.
Und das führte dazu, dass ich mich tatsächlich auf den Weg machte.

Aus der Motivationstheorie und meinen Seminaren zum Thema Motivation weiß ich ja auch, dass der erste Schritt der entscheidende ist. Wenn der gegangen ist, läuft der Rest fast von selbst. So ging es auch hier erst mal vor allem um die Entscheidung, überhaupt loszugehen. Und die kreative Lösung mit Varianten machte es mir erheblich leichter.

Kreative Nebenwirkungen

Gleichzeitig ist es eine interessante Erfahrung und ja eine Grundlage für Kreativität, Dinge einmal anders zu tun als man sie sonst immer macht. In dem Fall den Weg einmal rückwärts gehen.

Eine ähnliche Erfahrung hatte ich ja früher schon mal gemacht, die ich in dem Beitrag „Manchmal geht’s leichter hinten herum“ beschrieben habe, weil ich es auch als Metapher gesehen habe.

 

Übertragung auf andere Lebenssituationen und Probleme

Wie kann man diese Erkenntnis auch für andere Situationen und Probleme einsetzen?

Ein Beispiel

Eins fällt mir dazu noch ein, was sich allerdings auch wieder aufs Wandern bezieht, aber dennoch gut aufzeigt, wie vernagelt man manchmal durch festgefahrene Gewohnheiten ist.

Früher war mein Lieblings-Wanderweg ja der Böll-Weg von Much aus. Das einzige, was mir daran nicht gefiel: man hat auf dem Weg nur eine Möglichkeit, einzukehren und was zu essen- und die kommt immer zu früh. Später, so im letzten Drittel der Wanderung würde es besser passen.

Erst neulich kam ich auf die Idee: ich könnte den Weg ja einfach anders herum gehen. Dann käme die Einkehrmöglichkeit viel später. So einfach kann es manchmal sein.

Ein zweites Beispiel

Neulich las ich auch von einer Planungsstrategie für Ziele und Marketing. Dort plant man auch von hinten her. Was will ich am Jahresende erreicht haben, meinetwegen an Umsatz. Und das dann zurück rechnet und plant, was ich bis wann erreichen und erledigen will.

 

So, und nun sind Sie dran? Was fällt Ihnen dazu ein, wie sich dieses Prinzip auch noch auf ganz andere Situationen übertragen lässt?